Einleitung: Sonne, Strand und Römer
- Aufblendung-

KANOPUS; HAFEN

Die Sonne ist gerade über dem einstigen Land der Pharaonen aufgegangen.

Nach dem Tode Cleopatras wurde Ägypten vorübergehend allein von den Römern beherrscht. Inzwischen ist ein junger Pharao eingesetzt worden, doch römische Präfekten "unterstützen" die junge Führung noch in weiten Teilen des Landes.

Auf dem ersten Blick hat es den Anschein, als habe sich nicht viel verändert. Die Menschen gehen ihren gewohnten Beschäftigungen nach.

Ein ungutes Gefühl überkommt Xena beim Anblick der ersten römischen Soldaten, als sie das Schiff verlässt. Sie nimmt Gabrielle beiseite.

XENA:
„Ich weiß nicht, ob das wirklich so eine gute Idee war.
Römer machen mich immer sehr nervös.“


GABRIELLE:
„Beachte sie einfach gar nicht. Hier kennt uns doch keiner, denke ich. Es sind Jahre
vergangen seit unserem letzten Besuch. Wir halten uns ganz einfach aus allem
heraus und machen endlich mal Urlaub.“




XENA:
„Vermutlich hast du recht. Na schön, machen wir Urlaub.
Sonne, Strand, ein weiches Bett, gutes Essen und Wein.
Und wir halten uns aus allem raus.
Das kann doch nicht so schwer sein, oder?“


GABRIELLE:
(nickt zustimmend)
„Genau. Wir gehen einfach allem aus dem Weg, das nach Ärger aussieht.“

Der Gedanke, einfach mal auszuspannen, hat etwas Verlockendes.

Sie verlassen den Hafen und kommen bald auf den großen Marktplatz.


- Schnitt -

KANOPUS ; MARKTPLATZ

Reges Treiben herrscht in den engen Straßen und Gassen der Stadt. Die verschiedensten Gerüche erfüllen die Luft. Gabrielle fühlt sich sichtlich wohl.

GABRIELLE:
(überschwänglich)
„Ist das nicht fantastisch, Xena? Schau dir all die vielen Menschen an und die
Verkaufsstände. Los, komm! Wir stürzen uns ins Gewühl!“


Xena ist weniger begeistert und das sieht man ihr auch einigermaßen an.

XENA:
„Wollen wir nicht erst einmal schauen, wo wir eine Unterkunft finden?
Außerdem knurrt mir der Magen.“


GABRIELLE:
„Du hast ja wirklich keinen Sinn für Kultur! Essen kannst du auch an einem der
Stände hier. Komm schon, ich möchte mir was kaufen... Bitte!“

Dabei setzt sie einen flehenden Blick, dem Xena nichts entgegensetzen kann, auf.

Sie gehen von einem Geschäft zum Nächsten und Gabrielle feilscht um jedes Geldstück. Schließlich kommen sie an einen Schmuckstand. Die Ägyptische Kunstfertigkeit hat es der Bardin besonders angetan. Gerade als sie sich mit dem Händler wegen einer kleinen Goldkette streitet, wird sie von jemandem schroff zur Seite gestoßen. Sie verliert das Gleichgewicht und fällt zu Boden.
Etwas verwirrt schaut sie sich um. Aus der Ferne sind die Worte "Haltet den Dieb!" und "Ich wurde bestohlen!" zu hören.

Xena hat die Situation sofort im Griff und läuft, nachdem sie sich vergewissert hat, dass Gabrielle nichts geschehen ist, der vermummten Gestalt hinterher.

GABRIELLE:
(rufend)
„XENA??? Hey...“

Doch die Kriegerprinzessin verschwindet in der Menschenmenge.

Einige Einheimische haben sich um die Bardin versammelt und schauen auf sie herunter.
Kaum steht Gabrielle wieder auf ihren Beinen, sieht sie einige römische Soldaten auf sich zukommen.
Sie verschaffen sich einen Durchgang durch die Menge.



RÖMISCHER SOLDAT:
„Los! Mitkommen! Dir ist doch wohl klar, welche Strafe hierzulande auf Diebstahl steht!?“

Dabei deutet er auf den Boden. Dort liegt ein kleiner Kasten.

GABRIELLE:
(verwirrt)
„Das ist nicht meiner!“

SOLDAT:
„Natürlich nicht, du hast ihn ja gestohlen.
Unter normalen Umständen würde ich dich vielleicht um deine Hand bitten, aber
Dieben hacken wir sie ab.“

Dann packt er Gabrielle am Arm, um sie mitzunehmen.
Instinktiv reißt diese sich los und zieht eine ihrer Saisgabeln aus dem Stiefel.

Ehe der Römer erkennt wie ihm geschieht, trifft ihn das stumpfe Ende und er geht zu Boden. Sogleich eilen ihm seine Kameraden zu Hilfe und Gabrielle befindet sich in einer äußerst unangenehmen Lage.

Aus der Menge der Umstehenden kommt ein Ruf.

EINHEIMISCHER:
„Sie war es nicht. Das kann ich beschwören.“

Sogleich geht ein Raunen durch die Reihen und weitere Leute versuchen, die Römer von Gabrielles Unschuld zu überzeugen. Doch das scheint die Soldaten nicht weiter zu stören und sie gehen weiter ihrer vermeintlichen Pflicht nach.
In die Enge getrieben, versucht die Bardin zu entkommen.

Ein allgemeiner Tumult und Unmut machten sich breit und dann geschieht es: Die ersten Ägypter mischen sich ein und stellen sich den Angreifern in den Weg. Völlig überrascht weichen die sich nun in der Unterzahl befindlichen Römer zurück.
Gabrielle schaut auf den kleinen Kasten und hebt ihn auf.

In diesem Moment nähert sich eine Reiterkolonne. Der römische Präfekt befand sich auf dem Weg zu seinem Palast, doch dann hat seine Leibgarde den Aufruhr bemerkt.

ANFÜHRER DER LEIBGARDE:
„Präfekt, dort drüben scheint es einen Aufruhr zu geben. Wir müssen einschreiten!“

PRÄFEKT:
„Dann geh deiner Pflicht nach! Dieses Ägyptische Pack muss man in seine Schranken weisen.“

Gabrielle nützt die allgemeine Verwirrung, steckt den Kasten in ihre Tasche und taucht in der Menge unter. Ein Mann weist ihr den Weg zu einer kleinen Seitenstraße und sie nickt ihm dankbar zu. Die Einheimischen wehren sich mit Steinen gegen die Angreifer und ein Stein trifft den Präfekten am Kopf. Er stürzt vom Pferd und bleibt bewusstlos liegen.
Sofort schaffen ihn einige seiner Wachen in Sicherheit. Die anderen prügeln nun mit massiver Härte auf das Volk ein. Der Soldat, den Gabrielle niedergeschlagen hatte, hält nach ihr Ausschau, kann sie aber nicht entdecken.

SOLDAT:
(wütend)
„Los, sie muss doch hier irgendwo stecken!“


- Schnitt-

SEITENGASSE

Gabrielle flüchtet in eine Seitengasse und sucht Schutz. Hinter sich hört sie die Stimmen und Schritte der Verfolger. Schließlich werden diese leiser und sie atmet langsam auf.



GABRIELLE:
(leise, zu sich)
„Wo steckst du nur, Xena?“

Etwas zur Ruhe gekommen, versteckt sie sich hinter einer kleinen Mauer und öffnet ihren Rucksack, um den kleinen Kasten näher in Augenschein zu nehmen.

GABRIELLE:
(in Gedanken)
*Eigentlich ist das ja nicht richtig... schließlich ist es Diebesgut...*

Im Grunde entspricht es nicht den Moralvorstellungen der Bardin, doch die Neugier und vor allem die Umstände, die sie in Besitz dieses Kästchens gebracht haben, lassen sie ihre Bedenken außer Acht lassen.

Gerade als sie im Begriff ist, den Kasten zu öffnen, hört sie eine Stimme hinter sich und eine Hand legt sich auf ihre Schulter. Gabrielle erschrickt.

Als sie sich umdreht blickt sie in Xenas Gesicht.

GABRIELLE:
„Bist du irre???“



XENA:
„Entschuldige. Ich hab die Spur des Diebes verloren. Er war auf einmal wie vom
Erdboden verschluckt. Was hast du da?“



GABRIELLE:
„Das hat der Dieb verloren.“

Dann öffnet sie den Kasten.

XENA:
(überrascht)
„Ein Papyrus...Und deshalb das ganze Theater?“

Auch Gabrielle ist überrascht, nur ein Pergament vorzufinden.

GABRIELLE:
„Aber wenn jemand diesen Papyrus stiehlt, dann muss es doch etwas damit
auf sich haben...“


XENA:
„Du könntest recht haben. Aber vielleicht sollen wir den Kasten einfach
verschwinden lassen.“

(grinsend)
„Wir sind schließlich im Urlaub.“



GABRIELLE:
(verwundert)
„Bist du verrückt? Bist du gar nicht neugierig? Also ich will wissen was darin steht.“

XENA:
(reibt sich die Hände)
„Ich wusste es. Wie war das noch? Wir gehen einfach allem aus dem Weg, das nach
ärger aussieht? Also, was steht drin?“

Gabrielle überfliegt den Papyrus und runzelt die Stirn.

GABRIELLE:
„Es scheint ein Rätsel zu sein. Jedenfalls ergibt es keinen Sinn.“

XENA:
(zieht genervt eine Augenbraue nach oben)
„Hättest du die Güte, mich zu erleuchten? Was steht denn da?“

Die Bardin liest den Inhalt vor.

GABRIELLE:
„Folge dem letzen Weg der Pharaonen.
Der rechte Wächter birgt das Geheimnis.
Amenophis hält das Schloss.
Der Schlüssel öffnet den Weg zum ewigen Leben.“


Einige Sekunden herrscht Schweigen.

GABRIELLE:
„Hast du etwas davon verstanden? Was soll denn das bedeuten? Und welcher
Schlüssel? Hier ist kein Schlüssel.“

Xena zuckt mit den Schultern.

XENA:
„Das ist ja auch wohl der Sinn eines Rätsels. Man muss es entschlüsseln.“

Beide sehen sich an und sind sich wohl im Klaren, dass es nicht leicht sein wird, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.
Sie machen sich zurück auf den Weg in die Innenstadt, nehmen jedoch einen anderen Weg, um nicht den Römern in die Hände zu laufen.


- Ausblendung-


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