Kapitel 4: Liebe ist der Weg - oder?
...Zu mächtig für einen gewöhnlichen Sterblichen, ihn alleine zu bekämpfen...
...Einzig SIE vermag es, den Herrscher der Dunkelheit zu vernichten...


- Aufblendung -

VOR DER STADT

Für einen Moment scheint die Zeit stehen zu bleiben.

Dann erheben sich Xena und Gabrielle rasch. Xena will einen Schritt zu ihrer Tochter machen, aber diese macht eine kurze, abwehrende Bewegung und die Kriegerin hält inne.

GABRIELLE:
(leise)
„Er hat von ihr Besitz ergriffen.“

XENA:
(hart)
„Dann werden wir dafür sorgen, dass er sie wieder verlässt.“

Ein boshaftes Grinsen umspielt Livias Mund.

LIVIA:

„Nicht doch, Mami... Ich fühle mich so gut wie schon lange nicht mehr.
Die gute Seite ging mir so extrem auf die Nerven.“


XENA:
„Du musst dagegen ankämpfen, Eve!“

Für einen kurzen Moment erscheint ein gequälter Ausdruck auf Livias/Eves Gesicht.

EVE:
(schwach)
„Mutter, Gab...“

Aber schon wird ihre Miene wieder bösartig.

LIVIA:
(grinsend)
„...Und sie ist schwach. Erbärmlich schwach.“

Gabrielle tritt einen Schritt vor.

LIVIA:
„Geh zur Seite...“
(abwertend)
„...Tante,
ich muss da etwas mit meiner Mutter klären.“

Gabrielle wirft einen Seitenblick zu ihrer Freundin. In den Augen der Kriegerprinzessin liegt eine Mischung aus Qual und Verzweiflung, aber auch Wut auf Ahrinen.
Die Bardin wendet sich wieder Xenas Tochter zu.

Als Gabrielle keine Anstalten macht, sich von der Stelle zu rühren, kneift Livia die Augen zusammen und mustert die Kriegerbardin abwertend.

LIVIA:
„Ich habe es seinerzeit versäumt, dich zu töten, als ich dich in meiner Gewalt habe und
mich nur auf diesen... alten Idioten von Möchtegern-Krieger beschränkt.“


Gabrielle zuckt leicht zusammen und ihr Atem beschleunigt sich.

LIVIA:
„Aber das lässt sich leicht nachholen.“

Sie hebt das Schwert.
Die Bardin blickt in die kalten Augen der Hure Roms. Sie schluckt.

- Überblendung -


RÜCKBLENDE - Szenenausschnitte [Livia / Livia]

Dorf

...es war ein regelrechtes Gemetzel. Überall blutige Leichen von Männer, Frauen und Kindern... und... Kreuze... Eine Reihe von Kreuzen, an welchen leblose Körper hängen,
der Hauptstrasse des Dorfes entlang.
Grauen liegt im Blick der Bardin und ihrer Begleiter...

- Schnitt -

JOXER:
„Neeeiiin!!!“

Mit erhobenem Schwert rennt er auf Livia zu, als diese dazu ansetzt, Gabrielle zu töten. Die Zeit scheint stehen zu bleiben...

- Überblendung zu: -

Joxer liegt tödlich verwundet am Boden; Blut sickert aus seinem Mund. Um ihn
Gabrielle, Xena und Virgil.

JOXER:
(zu Gabrielle)
„Ich wollte... wollte dich nicht enttäuschen...“



- Überblendung -

GEGENWART

Die Kriegerbardin atmet einmal tief durch, sichtlich aufgewühlt.

GABRIELLE:
„Eve, ich weiß, du bist da, du kannst es schaffen, komm schon!“

LIVIA/DÄMON-IN-EVE:
„Keine Chance. Gerade du solltest doch wissen, dass es unmöglich ist, aus eigenem Willen
einen Dämon im eigenen Körper zu vertreiben oder wie war das mit Tataka?“

Livia lacht rau. Dann wird sie wieder ernst.

LIVIA:
„Genug geredet.“

Sie macht einige spielerisch wirkende Angriffe mit dem Schwert, welche Gabrielle mit ihren Sais abwehrt.
Dann versucht sie Gabrielle, nach einem Ablenkungsmanöver, mit einem Fußtritt zu Boden zu werfen. Glücklicherweise sind die Reflexe der Kriegerbardin schnell genug, um dem Tritt auszuweichen, sodass Livia sie nur kurz berührt.

...Und sich einen Moment später mehrere Meter weiter weg auf dem Boden wieder findet.

Gabrielle schaut überrascht, ja erschrocken drein: Eine unsichtbare Energie hat Xenas Tochter fortgeschleudert. Eine unsichtbare Energie, die von der Bardin aus gekommen ist.
Es dauert ein paar Sekunden, bis sie erkennt, was gerade passiert ist.

Sie dreht den Kopf und versucht einen Blick auf ihren Rücken zu erhaschen, wo sie gerade ein Kribbeln verspürt hat. Xena wirft nun ebenfalls einen Blick auf Gabrielles Rücken und sieht wie das Leuchten des Drachen-Tatoos, welches größtenteils von der Bekleidung verdeckt ist, langsam wieder verblasst.

GABRIELLE:
„Das Tatoo... Es... es scheint zu wirken sobald es zu einer Körperberührung mit etwas
unnatürlich Bösen kommt...“

Xena schaut nachdenklich drein und blickt dann zu ihrer Tochter. Eve/Livia öffnet langsam die Augen und schüttelt den Kopf um die Benommenheit abzuschütteln.

...und der Fisch auf ihrer Halskette, das Zeichen der Elianer, leuchtet auf.


- Ausblendung; Aufblendung zu: -

VOR DER STADT

Xenas Tochter richtet sich halb auf und senkt den Blick, um den Anhänger anzuschauen. Sie atmet schwer. Langsam - es scheint ihr ernorme Mühe zu kosten - hebt sie ihre rechte Hand und umklammert den Anhänger.
Kaum, dass sie ihn berührt hat, verschwindet das Leuchten, so plötzlich wie es gekommen war.

EVE:
(schwach)
„Nein...“

Sie schließt die Augen. Xena und Gabrielle tauschen einen unsicheren Blick aus.

GABRIELLE:
„Eve?“

Eves Atem wird schneller.

- Überblendung zu: -

RÜCKBLENDE / VISION



ELI:
„Liebe ist der Weg.“



- Überblendung zu: -

GEGENWART

Langsam öffnet Xenas Tochter wieder die Augen, Ihr Blick schaut jedoch durch die Kriegerprinzessin hindurch; sie scheint in einen tranceartigen Zustand verfallen zu sein. Ihre Hand schließt sich immer fester um den Anhänger.

EVE:
(leise)
„Eli...“

Ein unkontrolliertes Zittern durchfährt ihren Körper.


- Überblendung zu: -

RÜCKBLENDE / VISION

ELI:
„Liebe ist die einzige Waffe, die wir brauchen.“



- Überblendung zu: -

GEGENWART

Schweiß bildet sich auf Eves Stirn.

EVE:
(schwach)

„Abba...“

Besorgt betrachten die beiden Kriegerinnen Elis Botschafterin. Sie können nichts tun um Eve in diesem Kampf zu unterstützen.

Es herrscht vollkommene Stille.


- Überblendung zu: -

RÜCKBLENDE / VISION [Der Weg des Lebens / The Way]

Indrajits Reich

ELI:
„Er und ich mögen hier in sterblichen Körpern sein, aber unser Kampf ist auf geistiger Ebene.“


- Überblendung zu: -

GEGENWART

EVE:
(flüsternd)
„Krishna...“

Für einen kurzen Moment presst sie die Lippen fest zusammen.


- Überblendung zu: -

RÜCKBLENDE / VISION [Der Weg des Lebens / The Way]

Indrajits Reich

ELI:
„Seiner ist der Weg des Bösen. Meiner ist der Weg der...“



GABRIELLE:
(etwas genervt)
„...Liebe, ich weiß...“


- Überblendung zu: -

GEGENWART

Der Griff von Eves Hand um den Anhänger ihrer Halskette wird noch stärker, ihr Atem immer schneller.
Nach kurzem Zögern nähert sich Xena ihrer Tochter, geht neben ihr in die Hocke und legt die linke Hand auf die Schulter der Friedenspredigerin.

Eve blinzelt und ihr Blick, nun etwas klarer, richtet sich langsam auf ihre Mutter.


- Überblendung zu: -

RÜCKBLENDE / VISION [Der Weg des Lebens / The Way]

Indrajits Reich

ELI:
„Ich bin sicher, dass ich ihn besiegen kann, wenn ich meinem Weg treu bleibe.“


- Überblendung zu: -

GEGENWART

Ein Schatten fällt auf Mutter und Tochter. Die Kriegerprinzessin schaut auf.
Besorgt sieht Gabrielle Eve an. Dann geht auch sie neben der Friedenspredigerin in die Hocke.

Eves Blick wandert zur Bardin. Das Zittern ist immer heftiger geworden. Ihr Gesicht ist verzerrt, als würde sie Qualen erleiden.
Die Bardin zögert, dann legt sie unsicher eine Hand auf Eves andere Schulter. Diese zuckt zusammen, ihre Augen werden für zwei, drei Sekunden wieder grün-rot mit schwarzer Umrandung und sie faucht Gabrielle an, während sie instinktiv die Hand wegzuschieben versucht und gleichzeitig einige Zentimeter zurückweicht.
Dabei lässt sie den Kettenanhänger wieder los, der - wie Gabrielles Drachentatoo - wieder schwach aufleuchtet.
Xena und Gabrielle schauten sich nervös an.


- Überblendung zu: -

RÜCKBLENDE / VISION

ELI:
„Wenn wir im Geist der Liebe vereinigt sind, kann niemand gegen uns standhalten.“




- Überblendung zu: -

Eves Blick flackert. Wieder fasst ihre Hand nach dem Zeichen der Elianer an ihrer Halskette.

Schließlich wird sie ruhiger. Sie schaut zuerst Gabrielle dann ihrer Mutter in die Augen und ein schwaches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

EVE:
(schwach)
„Liebe ist der Weg... Das Böse kann der Liebe, die ich für euch empfinde, nicht standhalten.“

Auch wenn es ihr ungeheure Mühe zu kosten scheint, nimmt sie, ohne den Blickkontakt mit der Kriegerprinzessin zu verlieren, die Hand ihrer Mutter und drückt sie.

Dann nimmt sie Gabrielles Hand. Sie keucht, aber lässt die Hand dennoch nicht los.<


- Überblendung zu: -

RÜCKBLENDE / VISION

ELI:
„Selbstlose, reine Liebe ist der einzige Ausdruck göttlicher Vollkommenheit, den wir in dieser Welt haben. Es ist die größte Macht, die man besitzen kann.“


- Überblendung zu: -

GEGENWART

EVE:
„Und noch weniger die Liebe, die ihr füreinander empfindet.“

Gabrielle und Xena schauen sich an.
Dann greift Gabrielle nach der Hand ihrer Seelenverwandten, worauf für einen kurzen Moment ein Lächeln auf deren Gesicht erscheint.


- Überblendung zu: -

RÜCKBLENDE / VISION



ELI:
„Liebe ist der Weg.“


- Überblendung zu: -

GEGENWART

In diesem Moment schreit Eve wie unter Schmerzen auf.

XENA:

„Eve!“

AHRINEN:
„Nein!!!“

Ein unmenschlicher Schrei ertönt und ein dunkler Schatten kommt aus Eve heraus, gleichzeitig lösen sich die dunklen Krieger in Luft auf. Zurück blieben rund 50 Männer, die, wie aus einer Trance erwacht, verwirrt um sich schauen und zu verstehen suchen, was gerade passiert ist.

Und Eve bricht zusammen.


- Ausblendung; Aufblendung zu: -

VOR DER STADT

Sofort fasst Xena ihre Tochter an der Schulter und rüttelt sie ein wenig. Auch Gabrielle legt besorgt ihre Hand auf Eves Arm.

XENA:
„Eve?“

Elis Botschafterin öffnet langsam die Augen und schaut ihre Mutter einen Moment lang mit einem undefinierbaren Blick an; dann lächelt sie schwach.

EVE:
„Keine Sorge, es geht mir gut.“

Mit Xenas und Gabrielles Hilfe steht sie auf und - auch wenn sie noch etwas zittrig auf den Beinen ist - scheint wohlauf.
Als sich die Drei umschauen, sehen sie, dass viele Einwohner aus dem Stadttor herausgetreten sind und ehrfürchtig zu ihnen herüberschauen.

Die Stimme der Bardin unterbricht die Stille.

GABRIELLE:
(zu Eve)

„Ist es jetzt wirklich vorbei?“

EVE:
„Ja. Oder auch nicht. Wir haben ihn besiegt aber nicht vernichtet. Denn das Böse kann
man nicht vernichten. Irgendwann wird es sich wieder inkarnieren. Aber das wird in
weiter Zukunft sein. In sehr weiter Zukunft.“

Langsam strömen die Einwohner auf die Drei zu, während sie immer lauter aufgeregt durcheinander reden.

Eve lächelt zufrieden.

- Schnitt zu: -

BEIM INDUS -- SPÄTER NACHMITTAG

Mit großen Augen schaut das kleine Äffchen um sich.
Vielleicht ist es mit der Aussicht nicht zufrieden, jedenfalls schwingt es sich plötzlich einige Äste weiter hoch. Von der Baumkrone her ist ein lautes Schnattern und Keifen zu vernehmen, aber das scheint es nicht zu stören; es fährt fort seine Umgebung zu betrachten und in seinem runzeligen Gesichtchen liegt eine gewisse Neugier. Auf einmal scheint etwas seine Aufmerksamkeit zu fesseln.

Eve lächelt als das Äffchen sie konzentriert betrachtet und den Kopf dabei ein wenig schief legt.
In diesem Moment sind Schritte zu hören und Eve dreht sich halb um. Xena und Gabrielle nähern sich langsam und bleiben dann neben der auf einem Stein sitzenden Friedenspredigerin stehen.
Rufe und Gelächter sind zu hören. Die Frauen blicken zu den rund ein dutzend Einwohner, die teilweise beim Waschen sind, teilweise einfach am Indusufer sitzen und munter plaudern; darunter ist auch einer der Krieger aus Rajnish' Heer zu erkennen.

EVE:
„Die Krieger haben nicht nur keinerlei Erinnerung an das, was passiert ist, seit sie sich
mit Rajnish zusammengetan hatten, sondern auch den größten Teil ihrer dunklen Seite
verloren. Sie werden sich mit der Zeit als normale Bürger eingliedern.“


GABRIELLE:
„Das ist gut.“

Ein kurzes Schweigen entsteht.

Das Äffchen hat in der Zwischenzeit von irgendwoher eine Frucht ergattert, die es - nach kurzer Begutachtung - nun langsam Biss für Biss auffrisst, ohne die Aufmerksamkeit von seiner Umgebung zu lassen.



EVE:
„Prophezeiungen sind wirklich etwas Seltsames. Wäre die Sache wohl anders gekommen,
hätten wir nicht von der Prophezeiung gewusst? Schlussendlich... war ich doch nicht
Evrana. Oder doch?“


FRAU:
„Ihr wart alle drei *Evrana*.
Der Name ist aus euren Namen aufgebaut: Eve, Xena und Gabrielle.“

Eves Blick schweift kurz zur Frau und dann schaut sie zu ihrer Mutter hoch.

EVE:
(nachdenklich)
„Stimmt. Das war mir noch gar nicht aufgefallen.“

XENA:
„Was?“

EVE:
„Na das, was die Frau gesagt hat. Dass unsere drei Namen im Namen *Evrana* zumindest
teilweise enthalten sind. Dass wir also alle drei zusammen *Evrana* waren.“

Die Kriegerprinzessin hebt eine Augenbraue und nickt dann langsam, aber auch etwas verwundert.

GABRIELLE:

„Welche Frau?“

EVE:
„Die von welcher ich euch erzählt...“

Sie stockt. Die Frau ist weg, wie vom Erdboden verschluckt. Elis Botin runzelt die Stirn und schaut überrascht drein.

EVE:
(nachdenklich)
„Ach, egal.“

Die Kriegerprinzessin legt eine Hand auf die Schulter ihrer Tochter. Eve schaut zu ihr hoch.

XENA:
(grinst leicht)
„Als ich mich zuletzt von dir verabschiedet hatte, hatte ich dich doch ermahnt, allem Ärger
aus dem Weg zu gehen.“


Eve lächelt und steht auf.

EVE:
„Ich glaube, als Tochter der Kriegerprinzessin ist so etwas unmöglich. Scheint
irgendwie angeboren zu sein.“

Sie gibt Gabrielle einen freundschaftlichen Seitenstoß.

EVE:
„Und, was machen wir jetzt?“

Die Bardin blickt zuerst Eve, dann Xena grinsend an.

GABRIELLE:

„...In den nächsten Ärger reinfallen?“


- Ausblendung -




Disclaimer

Keine intriganten Dämonen störten die Kreativität der Autorin, aber der kleine Affe stahl ihr während des Schreibens mehrere Trauben.